OCREVUS® (Ocrelizumab) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der gezielt an das Oberflächenprotein CD20 auf B-Zellen (B-Lymphozyten) bindet, die eine zentrale Rolle im Entzündungsgeschehen der Multiplen Sklerose (MS) spielen. (1-5)

OCREVUS wirkt antiinflammatorisch, indem es selektiv an CD20-positive B-Zellen bindet. (6) B-Zellen exprimieren CD20 nur in bestimmten Entwicklungsphasen (u.a. als Prä-B-Zellen, reife B-Zellen und B-Gedächtniszellen). (7,8) Hämatopoetische Stammzellen, d. h. frühe Vorläuferzellen der B-Zelle, sowie reife Plasmazellen tragen hingegen kein CD20 auf ihrer Oberfläche. Die Fähigkeit zur B-Zell-Rekonstitution und das immunologische Langzeitgedächtnis bleiben unter OCREVUS somit weitgehend erhalten. (7,8) Über folgende mögliche Mechanismen beeinflusst OCREVUS die B-Zell vermittelten, entzündungsfördernden Prozesse (siehe auch Abb. 1) (9):

  • Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC), überwiegend vermittelt durch natürliche Killerzellen (NK)

  • Antikörper-abhängige zellvermittelte Phagozytose (ADCP), überwiegend vermittelt durch Makrophagen

  • Komplement-abhängige Zytolyse (CDC), vermittelt durch die Komplementkaskade

  • Apoptose über direkte Zytotoxizität durch Ligandenbindung

OCREVUS ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (RMS) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung. (6)

Darüber hinaus ist OCREVUS zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit früher primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS), charakterisiert anhand der Krankheitsdauer und dem Grad der Behinde-rung, sowie mit Bildgebungsmerkmalen, die typisch für eine Entzündungsaktivität sind. (6) Damit ist OCREVUS das erste und bislang einzige Medikament, das zur Behandlung von Menschen mit dieser schweren Form der MS zugelassen ist.


Abbildung 1: Selektiv gegen CD20-positive B-Zellen gerichtete Wirkmechanismen von OCREVUS
ADCC: Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität; CD: Clusters of Differentiation; CDC: Komplement-abhängige Zytolyse; FcyR: Fc-Rezeptoren für Immunglobulin G; mAB: monoclonal Antibodies; MAC: Membrane Attack Complex; NK: Natürliche Killerzelle; Src: Tyrosinkinase Src

Initial wird OCREVUS in einer Dosis von insgesamt 600 mg, verteilt auf zwei getrennte intravenöse Infusionen, gegeben. Zwischen der ersten Infusion zu 300 mg und der zweiten Infusion zu 300 mg liegen zwei Wochen. Alle darauf folgenden Infusionen werden alle sechs Monate als Einmalinfusion zu 600 mg gegeben. Zwischen jeder Dosis von OCREVUS ist ein Mindestabstand von fünf Monaten einzuhalten.

Circa 30 Minuten vor jeder Gabe von OCREVUS müssen eine Prämedikation mit intravenösem (i. v.) Methylprednisolon (oder einem Äquivalent) und einem Antihistaminikum erfolgen, um infusionsbedingten Reaktionen vorzubeugen. Patienten, die mit OCREVUS behandelt werden, sind nach Beendigung der Infusion für mindestens eine Stunde auf jegliche infusionsbedingte Reaktionen hin zu beobachten. Beim Einsatz von OCREVUS ist kein therapiebezogenes Monitoring notwendig. Die Dauer einer Einmalinfusion beträgt insgesamt einschließlich Prä-Medikation ca. sechs Stunden, wobei die Infusion selbst ca. drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt.

Ergebnisse aus den beiden identischen Phase-III-Studien OPERA I und OPERA II zeigen, dass bei Patienten mit RMS die jährliche Schubrate durch die Therapie mit OCREVUS gegenüber hochdosiertem Rebif® (Interferon beta-1a, IFN β-1a s. c.) signifikant um etwa die Hälfte (46 % bzw. 47%) gesenkt werden konnte (jeweils 0,16 vs. 0,29 [p < 0,001]). (10)

Der Patientenanteil mit bestätigter Behinderungsprogression über 12 bzw. 24 Wochen war unter OCREVUS gegenüber Rebif ebenfalls signifikant geringer. (10)

Auch bei Patienten mit PPMS erwies sich OCREVUS als überlegen gegenüber Placebo. (11)

Der Anteil der Patienten mit bestätigter Behinderungsprogression über 12 Wochen betrug unter dem Antikörper 32,9 % vs. 39,3 % bei Placebo (p = 0,03). (11) Der Anteil der Patienten mit einer bestätigten Behinderungsprogression über 24 Wochen betrug 29,6 % vs. 35,7 % bei Placebo (p = 0,04). (11)

In den beiden Studien OPERA I und OPERA II waren die Anteile der RMS-Patienten mit unerwünschten Ereignissen unter OCREVUS und unter Rebif vergleichbar (OPERA I: 80,1 % vs. 80,9 % bzw. OPERA II: 86,3 % vs. 85,6 %). (10)

Auch in der Studie ORATORIO, die Patienten mit PPMS einschloss, zeigte OCREVUS ein günstiges Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil. (11) Die Rate unerwünschter und schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (einschließlich schwerwiegender Infektionen) war vergleichbar mit Placebo. (11)
Die häufigsten Nebenwirkungen mit OCREVUS in allen Phase-III-Studien waren Infusionsreaktionen und Infektionen der oberen Atemwege, die überwiegend leicht bis mittelschwer verliefen. (10,11)

Referenzen

  1. Edwards JC and Cambridge G., Nat Rev Immunol 2006; 6 (5): 394-403

  2. Frischer JM et al., Brain 2009; 132 (Pt 5): 1175-89

  3. Link H and Huang YM., J Neuroimmunol 2006; 180 (1-2): 17-28

  4. Magliozzi R et al., Ann Neurol 2010; 68 (4): 477-93

  5. Serafini B et al., Brain Pathol 2004; 14 (2): 164-74

  6. Fachinformation OCREVUS® (Stand: Januar 2018)

  7. DiLillo DJ et al., J Immunol 2008; 180 (1): 361–71.

  8. Leandro MJ et al., Arthritis Rheum 2006; 54 (2): 613–20

  9. Jaglowski SM et al., Blood 2010; 116: 3705–14.

  10. Hauser SL et al., N Engl J Med 2017; 376 (3): 221-234

  11. Montalban X et al., N Engl J Med 2017; 376 (3): 209-20

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