Wenn ich nichts von Chlamydien merke, habe ich auch keine? Nicht unbedingt, denn ohne Test bleiben Chlamydien oft unerkannt. Trotzdem kann eine Infektion zu Unfruchtbarkeit und anderen gesundheitlichen Einschränkungen führen.¹ Erfahre jetzt die wichtigsten Informationen zu Chlamydien-Infektionen und was zu tun ist, falls ein Verdacht vorliegt.
Chlamydien – oder wissenschaftlich korrekt Chlamydia trachomatis – sind Bakterien, die sich als Parasiten in Zellen von Schleimhäuten im Augen-, Atemwegs- oder Genitalbereich einnisten. Relevant für die meisten Entzündungen sind hierbei die Unterarten D bis K (auch Serovare D bis K genannt).²
Allein in Deutschland wird die Zahl der Neuinfektionen auf 300.000³ pro Jahr geschätzt. Und da es für Chlamydien weder eine flächendeckende Meldepflicht noch eine standardmäßige Testung gibt, geht man sogar von einer viel höheren Dunkelziffer aus.
Auch wenn Chlamydien häufig unerkannt bleiben und Betroffene nichts von ihrer Infektion merken, kann es zu Juckreiz, Brennen, Unterleibsentzündung (PID), Schmerzen im Intimbereich beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr kommen.² Beobachtest du eines dieser Anzeichen bei dir, solltest du dich über die Symptome und den Verlauf einer Chlamydien-Infektion informieren.
Viele Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit einer sexuell übertragbaren Krankheit. Doch mangelnde Aufklärung führt oft dazu, dass zu wenig über Risiken und Prävention gesprochen wird. Reden wir offen darüber. Nur wenn wir das Schweigen brechen, können wir Infektionen wie Chlamydien wirksam vorbeugen und für mehr Wissen in unserer Gesellschaft sorgen.
Die häufigste Ursache für eine Chlamydien-Übertragung ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Denn für eine Ansteckung ist ein direkter Kontakt der empfänglichen Schleimhaut mit infektiösen Körperflüssigkeiten erforderlich. Kurz gesagt: Jede sexuelle Praktik, bei der eine Schleimhaut mit einer anderen in Kontakt kommt, kann potenziell ansteckend sein. Aber auch Neugeborene können sich beispielsweise während der Geburt beim Durchtritt durch die mütterliche Scheide anstecken.¹
Über eine Übertragung von Chlamydien durch eine öffentliche Toilette oder ein gemeinsam genutztes Handtuch sollte man sich allerdings keine Sorgen machen. Eine Ausnahme bildet aber die seltene „Schwimmbadkonjunktivitis“. Das ist eine bakterielle Bindehautentzündung, die häufig von Chlamydien ausgelöst wird und nach einem Schwimmbadbesuch auftreten kann.¹
Disclaimer: Die in diesem Teilabschnitt verwendeten Wörter „Frau“ und „Mann“ beziehen sich auf das Vorhandensein von weiblichen bzw. männlichen Geschlechtsorganen.
Bei einer Chlamydien-Infektion dringt – genau wie bei jeder anderen Infektion – der Krankheitserreger (Chlamydia trachomatis) in unseren Organismus ein. Obwohl danach bereits eine nachweisbare Reaktion und damit eine Infektion vorliegt, müssen nicht zwangsläufig auch spürbare Symptome auftreten. So werden bei 80 % der weiblichen und 50 % der männlichen Betroffenen keine auffälligen Schmerzen oder andere Anzeichen ausgelöst.¹
Sollten sich Symptome bemerkbar machen, geschieht dies in der Regel zwei bis sechs Wochen nach der Infektion.⁵ Insbesondere Frauen sind häufig asymptomatisch oder haben nur sehr schwache Beschwerden.¹
Gelblich-klebriger Ausfluss
Juckreiz im Intimbereich
Brennen beim Wasserlassen
Leichte Blutungen beim Geschlechtsverkehr oder Zwischenblutungen
Unterleibsschmerzen und Fieber
Druckgefühl oder Brennen beim Urinieren
Eitriger Ausfluss
Juckreiz im Intimbereich
Je nach Sexualpraxis können Schmerzen am After oder Entzündungen im Rachen auftreten
Auch eine Chlamydien-induzierte Arthritis kann die Folge einer Infektion sein
Schwellungen und Geschwüre der Lymphknoten in der Genital- und/oder Leistengegend können auf LGV hinweisen
Die Inkubationszeit einer Chlamydien-Erkrankung beträgt etwa ein bis drei Wochen – sie kann allerdings auch sechs Wochen dauern.¹
Für den Nachweis einer Infektion ist der direkte Erregernachweis die Methode der Wahl. Die Auswahl der geeignetsten Methode hängt vom klinischen Bild und der Zielstellung der Diagnostik im individuellen Fall ab.
Wie lange eine betroffene Person ansteckend ist, kann leider nicht genau festgelegt werden. Grund sind die meist asymptomatischen Verlaufsformen einer Chlamydien-Infektion.¹
Bei LGV, verursacht durch die Chlamydia Serovare L1-3, unterscheidet man drei Stadien, in deren Verlauf es zu einer Ausbreitung der Infektion im ganzen Körper kommen kann (systemische Infektion).⁶
Stadium I: Kleine Geschwüre und Bläschen
Stadium II (ca. 6 Wochen nach Ansteckung): ein- oder beidseitige Lymphknotenschwellungen in der Leistenbeuge und/oder Lymphknotenschwellungen im Genitalbereich, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schüttelfrost
Stadium III: Chronische Entzündungen und Geschwüre
Disclaimer: Die in diesem Teilabschnitt verwendeten Wörter „Frau“ und „Mann“ beziehen sich auf das Vorhandensein von weiblichen bzw. männlichen Geschlechtsorganen.
Eine Chlamydien-Infektion früh zu erkennen, ist vor allem für junge Frauen wichtig, weil deren Genitaltrakt vermehrt zylindrisch geformte Zellen aufweist, die von Bakterien bevorzugt werden. Auch sind die lokalen Abwehrkräfte in der Scheide noch unvollständig ausgebildet, besonders bei jungen Raucherinnen. So können die Folgen von Chlamydien gerade für Frauen ein hohes Risiko darstellen. Hierbei ist die Möglichkeit der Unfruchtbarkeit die gravierendste.
Männer verbreiten die Krankheit zwar weiter, erleiden durch die Infektion aber selbst seltener langwierige Gesundheitsprobleme.⁸
Gebärmutterhalsentzündung
Harnröhrenentzündung
Entzündliche Beckenerkrankung (PID) ⁹
Eileiter-Verklebung und Unfruchtbarkeit
Wenn eine Chlamydien-Infektion unbehandelt bleibt, können die Erreger die Eileiter schädigen. Dies kann zu Verklebungen und Vernarbungen führen, was den Weg der Eizellen blockiert. In Deutschland sind schätzungsweise bereits 100.000 Frauen aufgrund einer solchen Infektion unfruchtbar geworden.
Bauchhöhlen-, Eileiterschwangerschaft
Unbehandelte Chlamydien können auch chronische Unterleibsschmerzen und Bauchhöhlenschwangerschaften verursachen. Letztere entstehen, wenn eine befruchtete Eizelle den Weg in die Gebärmutter nicht findet und sich stattdessen in der Bauchhöhle festsetzt.
Entzündungen von Samenleiter, Hoden, Prostata
Unfruchtbarkeit
Entzündung des Bauchraums
Indizien zeigen, dass sich bei Männern die Spermienqualität bei unentdeckten und unbehandelten Chlamydien vermindern kann. Weitere Folgen der Infektion sind zudem mögliche Entzündungen der Nebenhoden und Prostata sowie Harnröhrenverengungen. Diese führen ebenfalls zu Veränderungen der Organe, die die Zeugungsfähigkeit bei Männern verringern können.¹ ⁴ ¹¹
In einigen Fällen kann es zur Ausbildung einer sogenannten reaktiven Arthritis kommen, was sich in Form von schmerzhaften Gelenkentzündungen bei Menschen jeglichen Geschlechts äußern kann. Hier können Chlamydien-Tests entscheidend zur Therapieentscheidung beitragen.
Es ist möglich, Chlamydien jahrelang unbemerkt mit sich herumzuschleppen, auch wenn es schwer vorstellbar ist. Wie lange man Chlamydien haben kann, hängt von mehreren Faktoren ab:
In den meisten Fällen bleiben die Chlamydien jahrelang unbemerkt, da es entweder keine typischen oder gar keine Beschwerden gibt. Zudem besteht auch die Möglichkeit, dass eine Chlamydien-Infektion von alleine wieder verschwindet.¹² Allerdings kann es dann trotzdem schon zu Verklebungen der Eileiter oder zu einer verminderten Zeugungsfähigkeit bei Männern gekommen sein.⁴ Alleine im Gebärmutterhals können sich Chlamydien einige Monate unbemerkt festsetzen, in den Eileitern sogar über viele Jahre.¹³
Ein wichtiger Aspekt ist der regelmäßige Test, der eine verschleppte Chlamydien-Infektion verhindern soll.
Chlamydia trachomatis ist ein weitverbreiteter Erreger, der vor allem durch ungeschützten Sex weitergegeben wird. Mithilfe diagnostischer Tests lassen sich auch diese Infektionen zuverlässig nachweisen, sodass Risiken für Folgekomplikationen reduziert werden können. Daher ist es wichtig und absolut nicht peinlich, dieses Thema bei einem Arztbesuch anzusprechen.
Eine Chlamydien-Untersuchung ist dabei empfehlenswert, wenn:
man die Sexualpartner häufiger wechselt
man in eine neue Beziehung geht
man bereits Symptome verspürt
der Partner einem von einer Infektion erzählt
man unbemerkte Chlamydien-Infektionen frühzeitig erkennen und behandelt haben möchte
weitere Geschlechtskrankheiten frühzeitig erkannt werden sollen, da nicht jede sexuell übertragbare Infektion alleine kommt
im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge eine Übertragung auf das Neugeborene unter der Geburt verhindert werden soll
Eine Untersuchung auf Chlamydien ist vor allem dann sinnvoll, wenn du Beschwerden wie Jucken, Brennen, Ausfluss oder Unterleibsschmerzen bemerkst.
Bei Symptomen oder konkretem Verdacht auf Chlamydien können die Kosten in der Regel über die Krankenkasse abgerechnet werden. Viele Aidshilfen, Gesundheitsämter oder Checkpoints bieten ebenfalls Tests an, die oft anonym und mit Beratung durchgeführt werden.
Aber auch ohne spürbare Symptome gibt es Situationen im Leben, bei denen eine Chlamydien-Diagnose für Klarheit sorgen kann. Beispielsweise in einer neuen Partnerschaft ist es ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und Vertrauen, wenn sich beide Partner in Verdachtsfällen untersuchen lassen und offen über das Thema Chlamydien sprechen.
Aber auch wenn du nicht die Gelegenheit hast, vorher über diese Themen zu sprechen oder sogar von der Untreue des Partners erfährst, kann eine Chlamydien-Untersuchung zuverlässig für die eigene Sicherheit sorgen und damit zur eigenen sexuellen Gesundheit beitragen. Sollte eine Chlamydien-Infektion nachgewiesen werden, ist es in der Regel rechtzeitig genug, um behandelt zu werden. So können langfristige Folgen meist vermieden werden.
Unbehandelt heilen Chlamydien selten von selbst ab; nur in etwa 20 Prozent der Fälle bekämpft das Immunsystem die Infektion erfolgreich.⁷ Auch wenn die Symptome verschwinden, kann das Bakterium Chlamydia trachomatis im Körper verbleiben und Spätfolgen verursachen. Zudem steigt das Risiko für weitere sexuell übertragbare Krankheiten, und die Infektion kann weiterhin an Sexualpartner übertragen werden.
Eine akute Infektion lässt sich in der Regel gut mit einer zehn- bis vierzehntägigen Antibiotikabehandlung heilen. Um eine erneute Ansteckung durch Partnerin oder Partner nach einer Chlamydien-Behandlung zu vermeiden (Ping-Pong-Effekt) ist es besonders wichtig, dass der/die Partner:in ebenfalls behandelt wird und ihr offen über Chlamydien sprecht.¹ ¹⁴
Eine erfolgreiche Antibiotikatherapie schützt allerdings nicht vor einer erneuten Chlamydien-Infektion. Deshalb gelten die Empfehlungen für einen sicheren Infektionsschutz – Verwendung von Kondomen – auch nach einer erfolgreichen Chlamydien-Behandlung. Natürlich ist es dennoch wichtig, sich regelmäßig testen zu lassen.¹⁴
Wenn du Symptome bemerkst oder Kontakt zu Betroffenen hattest, solltest du dich testen lassen. Es ist ebenfalls wichtig, Freunde und Freundinnen zu ermutigen, offen über Chlamydien zu sprechen und einen Arzt aufzusuchen.
Die Chlamydien-Behandlung erfolgt meist durch die Gabe von Antibiotika. Welches Antibiotikum für dich das richtige ist, entscheidet der Arzt.
Je nach Präparat müssen Betroffene das Antibiotikum einmalig oder über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen einnehmen. Außerdem solltest du in dieser Zeit auf ungeschützten Geschlechtsverkehr verzichten. Denn erst nach der vollständigen Einnahme lässt sich eine erneute Ansteckung sicher vermeiden. Auch Partner sollten sich testen und ggf. mitbehandeln lassen, damit Ping-Pong-Effekte mit erneuten Ansteckungen verhindert werden.
Die Dauer einer Chlamydien-Behandlung kann dabei variieren – je nach Krankheitsfortschritt und Antibiotikum kann die Therapie eine oder zwei Wochen dauern. Zur Kontrolle sollte drei Wochen nach Ende der Antibiotika-Therapie beim Arzt ein erneuter Test durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Chlamydien-Behandlung tatsächlich erfolgreich war.
Stellst du dir Fragen wie „Wie kann ich verhüten?“, „Sind Kondome wichtig?“ und hast du Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder im Unterbauch, Ausfluss oder Juckreiz im Intimbereich? Dann ist ein Gynäkologe die richtige Anlaufstelle für eine Chlamydien-Behandlung.
Bei Schmerzen beim Urinieren, Juckreiz im Intimbereich und ähnlichen Symptomen ist der Urologe die erste Anlaufstelle für eine Chlamydien-Behandlung bei Männern.
Bei Ausschlag oder einem Juckreiz im Intimbereich solltest du dich an einen Hautarzt wenden.
Auch das Gesundheitsamt sowie andere medizinische Beratungsstellen und HIV-Schwerpunktpraxen sind eine gute Anlaufstelle, um mehr über eine Chlamydien-Behandlung zu erfahren.
Du bist dir noch unsicher, was die Symptome betrifft und ob du Hilfe in Anspruch nehmen solltest? Kein Problem, denn das
Bisher gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor Chlamydien. Man kann das Risiko einer Infektion allerdings deutlich reduzieren, indem man beispielsweise Kondome oder Femidome benutzt, um eine Barriere gegen die Übertragung von möglicherweise infektiösen Körperflüssigkeiten zu schaffen.
Darüber hinaus gibt es einen Schutz vor den Folgen einer Infektion: einen Chlamydien-Test. Dieser kann bei einem Arzt oder im Gesundheitsamt durchgeführt werden, ob mit oder ohne spürbare Symptome. Pro Jahr zahlt die Krankenkasse jungen Frauen bis 25 Jahre einmal einen Chlamydien-Test. Dafür braucht es lediglich eine Urinprobe und keinen unangenehmen oder schmerzvollen Eingriff.¹
Ob One-Night-Stand oder Liebe fürs Leben, ob hetero-, homo- oder bisexuell, ob monogam oder offen – in jeder sexuellen Beziehung können Chlamydien zum Thema werden. Offene Kommunikation darüber hilft, symptomfreie Erkrankungen zu erkennen und Ansteckungen zu verhindern. Wir haben ein paar Anregungen für das Gespräch über Chlamydien in verschiedenen Beziehungssituationen.
Du spürst ein Kribbeln im Bauch und siehst die Welt durch eine rosarote Brille – Glückwunsch, du bist verliebt. Trotzdem verschwinden deshalb nicht einfach alle unangenehmen Dinge, zu denen eine Chlamydien-Infektion definitiv zählt. Natürlich helfen Kondome, Chlamydien und anderen Geschlechtskrankheiten vorzubeugen, allerdings schließen sie eine Infektion nicht vollständig aus. Chlamydien können beispielsweise auch durch Cunnilingus ohne Lecktuch übertragen werden.
Sprecht darüber und lasst euch testen. Damit zeigt ihr schließlich auch, dass euch etwas aneinander liegt.
Alle Menschen, die in Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen arbeiten, sind dazu ausgebildet, Kranken zu helfen und dabei nicht über sie zu urteilen. Dir braucht dein Verdacht auf Chlamydien vor Gynäkologen, Urologen und Allgemeinmedizinern ebenso wenig peinlich zu sein wie vor den Mitarbeitenden in Apotheken, im Gesundheitsamt oder vor dem Pflegepersonal im Krankenhaus. Trotzdem hilft es, sich vorher auf ein Gespräch vorzubereiten – schließlich sind Sprechstunden häufig zeitlich eng getaktet.
Wirst du positiv auf Chlamydien getestet, solltest du unbedingt mit deinem Partner sprechen. Wichtig für dieses Gespräch ist, dass ihr beide wisst, dass ein positiver Chlamydien-Test kein Indiz oder Beweis für Untreue innerhalb der Partnerschaft ist.
Schließlich können Chlamydien jahrelang unbemerkt bleiben und einer von euch oder ihr beiden könnt schon lange vor der Beziehung infiziert gewesen sein, ohne es gemerkt zu haben.
Natürlich wird dein Partner aber trotzdem Redebedarf haben – schaffe für euer Gespräch deshalb eine sichere und stressfreie Situation, in der ihr euch offen über eure Fragen und Ängste austauschen könnt. Leider ist es mit einem Gespräch zwischen dir und deinem Partner in den allermeisten Fällen aber nicht getan – lies weiter und erfahre, warum auch dein Ex-Partner über deine Chlamydien-Infektion Bescheid wissen sollte.
Da sich nicht nachvollziehen lässt, woher eine Chlamydien-Infektion kommt, solltest du auch mit deinen früheren Sexualkontakten sprechen.
Das kann natürlich unangenehm sein, im Zweifelsfall reicht aber eine kurze Nachricht: „Hey du, ich habe Chlamydien und weiß nicht, wie lange schon. Bitte lass dich testen.“
Eine Chlamydien-Infektion ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit und im Falle eines positiven Chlamydien-Tests kann dich niemand besser beraten als medizinisches Fachpersonal. Deren Beratungsauftrag endet aber nicht beim Ausstellen eines Rezepts. Nicht umsonst fragt ein Arzt am Ende einer Untersuchung, ob du noch Fragen hast. Das ist der richtige Zeitpunkt, in Erfahrung zu bringen, was dir auf der Seele brennt:
Können Haustiere wie Katzen Chlamydien übertragen? Ja, aber eine Ansteckung über eine Katze ist sehr selten.
Riechen Chlamydien unangenehm? Riechender Ausfluss kann, muss aber nicht als Symptom auftreten.
Kann man vom Küssen Chlamydien bekommen? Definitiv nein.
Schließlich gibt es keine falschen Fragen, wenn es um gesundheitliche Aufklärung geht.
In den allermeisten Fällen geht es in der Sprechstunde von Arztpraxen schnell zu. Da kann es schwierig werden, die Ausführungen zu so komplexen medizinischen Zusammenhängen, wie den möglichen Folgen von Chlamydien, direkt zu verstehen. Falls du mit einigen Fachbegriffen im Behandlungszimmer wenig anfangen kannst, frag nach und bitte noch mal um Erklärung. Schließlich sollten dir beispielsweise die Wirkungen und Nebenwirkungen von Chlamydien-Medikamenten bewusst sein, bevor du sie einnimmst. Oftmals liegen in den Wartezimmern auch Infoblätter und Broschüren, in denen du noch einmal die wichtigsten Punkte nachlesen kannst – oder du besuchst einfach unsere Übersichtsseite zum Thema Chlamydien.
Ohne Chlamydien-Test bleiben die meisten Infektionen unerkannt – gerade, weil die Betroffenen oft gar nichts davon merken. Bedeutet das also, dass man nichts unternehmen muss? Nein, denn gerade die Spätfolgen einer verschleppten Infektion mit Chlamydien können großen Einfluss auf die weitere Lebensplanung haben.
Und darum gibt es seit mehr als zehn Jahren das sogenannte Chlamydien-Screening. Das ist ein jährliches, kostenloses Testangebot für alle Frauen bis 25 Jahre. Was ist schon eine Urinprobe im Vergleich zu den Risiken, die Chlamydien mit sich bringen?
Alle Menschen können etwas für ihre sexuelle Gesundheit tun. Ein erstes Gespräch mit einem Arzt hilft, das eigene Risiko für eine sexuell übertragbare Infektion (STI) einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zu besprechen.
Gibt es Vorsorgeuntersuchungen für Chlamydien während der Schwangerschaft?
In Deutschland gibt es regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen auf Chlamydien bei bestehender Schwangerschaft. Im Rahmen dieser Schwangerenvorsorge ist der Nachweis von Chlamydien eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse, sodass keine Kosten anfallen.
Besonders für Schwangere bergen Chlamydien-Infektionen ein hohes Risiko. Durch den Eintritt vorzeitiger Wehen und eines vorzeitigen Blasensprungs kann es zu einer Frühgeburt kommen – außerdem können Chlamydien während des Geburtsvorgangs beim Neugeborenen Infektionen der Augen und Atemwege auslösen.
Gibt es regelmäßige Chlamydien-Tests für Nichtschwangere?
Auch Chlamydien-Tests für nicht schwangere Frauen sind durchaus sinnvoll. Dabei können sich in Deutschland alle Frauen bis zu einem Alter von 25 Jahren einmal jährlich auf Chlamydien testen lassen – auch ohne einen konkreten Anlass. Sollten Symptome bestehen oder ein entsprechender Verdacht auf Chlamydien vorliegen, erfolgt der Test auch ohne Altersbeschränkung kostenlos.
Wichtig hierbei: Diese Vorsorge wird nicht zwingend vom Arzt nachgehalten oder angeregt. Daher gilt die Empfehlung, das Thema selbst anzusprechen und sich informieren zu lassen. So kann jeder aktiv etwas für seine sexuelle Gesundheit tun.
Gibt es Vorsorgeuntersuchungen für Chlamydien während der Schwangerschaft?
Für die Chlamydien-Vorsorge, wie auch für den Umgang in einer Partnerschaft generell, gilt: Ein offener und vertrauensvoller Dialog ist das A und O. Und schützt letztlich alle vor möglichen schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen.
Chlamydien-Test: Wie hoch sind die Kosten?
Ob die Kosten für einen Chlamydien-Test von deiner Krankenkasse übernommen werden, ist von mehreren Faktoren abhängig. Diese sind: dein Alter und ob Beschwerden vorliegen oder nicht.
In Deutschland können sich einmal im Jahr alle Frauen bis zu 25 Jahren ohne konkreten Anlass – also auch ohne Anzeichen einer Chlamydien-Infektion – untersuchen lassen. Sollten Symptome oder ein entsprechender Verdacht auf eine Infektion vorliegen, erfolgt der Test auch ohne Altersbeschränkung kostenlos.
Bei entsprechenden Beschwerden wird der Test auch für Männer von den Krankenkassen erstattet. Im Rahmen der Verschreibung der PrEP (Präexpositionsprophylaxe HIV) sollten die Beratung und Testung durch einen entsprechenden Arzt erfolgen.¹⁵
Bisher gibt es keine Chlamydien-Impfung. Das macht den bereits angesprochenen Test umso wichtiger, damit Infektionen nicht unerkannt bleiben. Gegen andere sexuell übertragbare Infektionen gibt es aber durchaus Impfstoffe. Welche davon für dich infrage kommen, erfährst du in den
Das Robert Koch Institut in Berlin erfasst deutschlandweit sogenannte meldepflichtige Infektionen, um gezielt gegen diese vorzugehen und medizinische Maßnahmen koordinieren zu können. Chlamydien fallen aber nicht darunter. Die Gesundheitsbehörden einzelner Bundesländer können allerdings eigene Meldepflichten festlegen – aktuell gibt es deshalb in Sachsen eine Chlamydien-Meldepflicht.
Die aktuelle Häufigkeit von Chlamydien kann wohl darauf zurückgeführt werden, dass Jugendliche heute deutlich früher ungeschützte sexuelle Erfahrungen machen als noch vor einigen Jahren. Denn die sogenannten genitalen Chlamydien – diese gehören der Gattung Chlamydia trachomatis in der Untergruppe/Serovar D bis K an – werden ausschließlich über Sexualkontakte übertragen. Genauer gesagt: über alle Arten von Schleimhautkontakten.¹⁶
Betroffen sind hier alle Geschlechter – allerdings fehlt es gerade jungen Männern häufig an den entsprechenden ärztlichen Anlaufstellen. Möchtest du über Chlamydien sprechen, kannst du dich beispielsweise an einen Urologen, Hausarzt, Hautarzt oder auch an das Gesundheitsamt sowie an Beratungsstellen wenden. Dabei nisten sich die Erreger bevorzugt in der Schleimhaut sehr junger Frauen ein.
Die Häufigkeit von Chlamydien im Laufe der Zeit
Wie gesagt hängt die Häufigkeit, mit der Chlamydien auftreten, mit der deutlich früheren Geschlechtsreife und sexuellen Aktivität von Jugendlichen zusammen. Dabei sind besonders junge Mädchen gefährdet. Da sich Chlamydien aus anatomischen Gründen leichter am Muttermund niederlassen können, besteht hier also ein größeres Ansteckungsrisiko.¹⁷
Eine Möglichkeit, um das Infektionsrisiko mit Chlamydien noch besser bewerten zu können, wäre eine höhere Frequenz standardmäßig durchgeführter Tests. So könnten das Risiko besser bewertet und die vorhandenen Chlamydien-Infektionen tatsächlich nachgewiesen werden.
Chlamydien-Verbreitung: Wie stark sind Jugendliche betroffen?
Um die Verbreitung von Chlamydien besser nachvollziehen zu können, werfen wir einen Blick auf die Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hier wird die Zahl der Chlamydien-Infektionen weltweit auf über 140 Millionen geschätzt.
Laut dem European Centre for Disease Prevention and Control ist eine Infektion mit Chlamydien sogar die am häufigsten gemeldete sexuell übertragbare Krankheit in Europa. 2018 wurden dabei über 406.400 bestätigte Fälle in 26 Ländern der europäischen Region gezählt.¹⁸ Demnach kommen auf 100.000 Menschen im Schnitt 146 Infizierte. Am häufigsten betroffen sind junge Frauen zwischen 15 und 20 Jahren. Bei Jugendlichen steigt die Quote an Infektionen auf 367,5 pro 100.000 Menschen.
Aufgrund der fehlenden Meldepflicht und der unauffälligen Symptome wird die Dunkelziffer noch deutlich höher geschätzt. Auch werden durch die bisherige Teststrategie mehr Frauen als Männer getestet – das wirkt sich natürlich auch auf die Anzahl der positiven Ergebnisse aus.
In folgenden Bereichen des Körpers können Chlamydien vorkommen: in den Schleimhäuten der Harnröhren von Männern und Frauen, im Enddarm, Gebärmutterhals, in der Vagina, im Sperma sowie in Vaginalflüssigkeit (Scheidenflüssigkeit), ebenso im Urin und im „Lusttropfen“, allerdings in geringerer Konzentration.
Chlamydien können sich auch im Rachen festsetzen – was über Oralverkehr erfolgen kann. Dies führt aber nicht zu einer Erkrankung und verschwindet gewöhnlich nach ein paar Wochen wieder.³ ¹⁶ ¹⁹
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http://www.gesundheits-lexikon.com/Infektionskrankheiten/Chlamydien/
https://www.gesundheitsforschung-bmftr.de/de/chlamydien-die-unterschatzte-gefahr-9257.php
https://www.euroclinix.net/de/verschwinden-chlamydien-von-selbst
https://academic.oup.com/jid/article/216/2/237/3867429?login=true#google_vignette
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7925465/pdf/132_2020_Article_3935.pdf
https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis)
https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/fruchtbarkeitsstoerungen/chlamydien-infektionen/
https://www.usz.ch/fachbereich/gynaekologie/angebot/chlamydien/
https://www.focus-gesundheit.de/magazin/krankheiten/chlamydien-erkennen-vermeiden-und-therapieren
https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(21)00581-8/fulltext
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