Was haben neue Technologien in der Gesundheitsindustrie mit Kapital zu tun? Wir finden: eine ganze Menge. Wir erklären warum wir uns für die deutsche Gesundheitswirtschaft einsetzen und wie wichtig medizinische Innovationen sind.
Was brauchen Fortschritt und Innovation? Ganz klar, ohne kreative Köpfe und Visionen geht’s nicht. Zur Wahrheit gehört aber auch: Innovation braucht Kapital. Viel Kapital. Zugegeben, der Realitätscheck ist wenig idealistisch; doch ohne Kapital wird keine Idee zur Innovation – auch wenn sie genial ist. Und ohne Kapital bricht die Innovationskette ab, noch bevor sie für die Volkswirtschaft interessant wird: bevor moderne Forschungs- und Produktionsstätten gebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Roche hat zum Ausbau seiner Standorte in Penzberg, Mannheim, Ludwigsburg und Grenzach seit 2017 mehr als zwei Milliarden Euro in den Ausbau von Produktion, Forschung & Entwicklung und Infrastruktur investiert. Damit bekennt sich der Roche-Konzern klar zu seinen Standorten in Deutschland und stellt sich gemäß des Leitmotivs"Doing now what patients need next" für die Zukunft auf.
Genau das passiert hierzulande immer öfter. Zukunftstechnologien „made in Germany“ haben zunehmend Seltenheitswert. Denn Deutschland ist langsam, kompliziert, analog und seit Neuestem auch unberechenbar – nicht gerade Attribute, mit denen sich privatwirtschaftliches Kapital anlocken lässt.
Was mich als Unternehmer besonders beunruhigt: Der Standort wird von Teilen der Politik leichtfertig aufs Spiel gesetzt, wie man am Beispiel der Gesundheitsindustrie sieht. Die Erforschung innovativer Arzneimittel gegen zum Beispiel Krebs ist ein Hochrisikogeschäft: Entwicklungszyklen von zehn Jahren, Investitionen in Milliardenhöhe – und nicht selten scheitern Wirkstoffe noch kurz vorm Ziel. Und ja, die Gesundheitsindustrie ist trotzdem erfolgreich; zählt in Krisenzeiten zu den wenigen Wachstumstreibern. Wir müssen auch erfolgreich sein: Denn unser heutiger Erfolg ist Voraussetzung für Investitionen in die Medizin von morgen, für gute Arbeitsplätze und stabile soziale Sicherungssysteme.
Und Deutschland braucht starke Wirtschaftszweige: Während andere EU-Staaten wachsen, rutschen wir in die Rezession. Wenn die Politik in die unternehmerische Freiheit eingreift – ohne Zusammenhänge zu durchdenken – und willkürlich der Wirtschaft Liquidität in Milliardenhöhe entzieht, dann widerspricht das den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft und gefährdet ein sensibles Ökosystem.
Das war Anlass für uns, eine Verfassungsbeschwerde einzureichen. Die Antwort aus Karlsruhe, unter welcher Prämisse Liquidität privater Unternehmen abgezogen werden darf, um sie öffentlich-rechtlichen Körperschaften wie den Krankenkassen zuzuführen, wird eine richtungsweisende Entscheidung sein, denn Investitionen hängen mit verlässlichen Rahmenbedingungen zusammen.
Deutschland kann es sich nicht leisten, für kurzfristige Einspareffekte nachhaltigen Wohlstand aufs Spiel zu setzen – wir brauchen schließlich Innovationen für mehr Fortschritt.
Autor
Prof. Dr. Hagen Pfundner
Vorsitzender der Geschäftsführung Roche Deutschland Holding GmbH
Dieser Artikel ist am 23.10.2023 in der Kolumne "Ihre Meinung bitte, Hagen Pfundner" in der WELT erschienen.
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