Mit der Pharmastrategie ist die Regierung einen ersten wichtigen Schritt gegangen, um Innovationen in der deutschen Gesundheitsindustrie zu fördern. Doch damit eine echte Willkommenskultur für medizinische Neuheiten entstehen kann, braucht es mehr.
Investitionen in Milliardenhöhe und Fotos mit Politikern beim obligatorischen Spatenstich – liest man die Schlagzeilen der letzten Wochen, läuft es rosig für die Gesundheitsindustrie in Deutschland. Der Blick hinter die Kulissen aber zeigt: Medizinische Innovation „made in Germany“ kämpft gegen den Abstieg – Paragraphen, Verordnungen und verkrustete Strukturen nehmen dieser Industrie zunehmend die Kraft.
Beispiel Forschung: Wenn wir in Deutschland eine klinische Studie aufsetzen, sehen wir uns auf Bundes- und Länderebene mit langwierigen, nicht synchronisierten Verfahrensabläufen konfrontiert – Daten- und Strahlenschutz, verschiedene Ethikkommissionen, viele Einzelverträge. Während in anderen Ländern Patienten bereits behandelt werden, warten wir oft noch auf die Genehmigung. Die Folge: Innovative Medikamente werden immer weniger in Deutschland erforscht, als Studienstandort verlieren wir den Anschluss – und das Know-how aus der medizinischen Forschung fließt an Deutschland vorbei.
Das hat nun auch die Politik erkannt und jüngst
In meinen Augen: Ein überfälliger Schritt, aber noch lange kein „Sprung“. Denn der Anspruch, den pharmazeutischen Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland zurück an die Weltspitze zu führen, braucht mehr als staatlich verordneten Bürokratieabbau: Es gilt, alle Fortschrittsbremsen – von fehlender Digitalisierung bis hin zur praxistauglichen Nutzenbewertung innovativer Arzneimittel – konsequent zu lösen und eine echte Willkommenskultur für Innovation zu schaffen.
Roche hat zum Ausbau seiner Standorte in Penzberg, Mannheim, Ludwigsburg und Grenzach seit 2017 mehr als zwei Milliarden Euro in den Ausbau von Produktion, Forschung & Entwicklung und Infrastruktur investiert. Darüber hinaus sichert und schafft Roche durch die Investitionen nicht nur hunderte Arbeitsplätze, sondern etabliert neue Technologien an den deutschen Standorten und treibt auch die Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und New Work weiter voran.
Die Gesundheitsindustrie ist bereit, diesen Weg mit der Politik zu gehen – dafür stehen die erwähnten Investitionen in Milliardenhöhe. Sie sind allerdings verbunden mit der Hoffnung auf verlässliche Rahmenbedingungen und eine zukunftsgerichtete Forschungs- und Industriepolitik. Diese muss von allen politischen Ressorts getragen werden. Mit der Ende 2023 beschlossenen
Autor
Prof. Dr. Hagen Pfundner
Vorsitzender der Geschäftsführung Roche Deutschland Holding GmbH
Dieser Artikel ist am 29.04.2024 in der Kolumne "Ihre Meinung bitte, Hagen Pfundner" in der WELT erschienen.
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