Beitrag vom 6. Dezember. 2020

Mitten in Bayern steht eines der beeindruckendsten High-Tech Labore Europas. Auf über 600 Quadratmetern werden jährlich circa 10.000 Gewebeproben von Krebspatienten aus 27 Ländern in ganz Europa analysiert. Das Ziel: Die Behandlung von Krebs zu transformieren.

Corona-Pandemie, Ende 2020. Wer kann, arbeitet aus dem Home Office. Nicht so die fleißigen Mitarbeitenden der Foundation Medicine (FMI) GmbH in Penzberg. Mitten im beschaulichen Bayern steht eines der beeindruckendsten High-Tech Labore Europas. Auf über 600 Quadratmetern werden jährlich circa 10.000 Gewebeproben von Krebspatienten aus 27 Ländern in ganz Europa analysiert. Bescheidenes Ziel: Die Behandlung von Krebs zu transformieren, indem jedem Patienten durch individuelle Informationen zu seinem Tumor die passende Therapie zur Verfügung gestellt wird. 

Diese Mission treibt auch Dr. Vera Grossmann an: „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir durch unsere Arbeit Patienten und deren behandelnden Ärzten weltweit ein besseres Verständnis ihrer Krebserkrankung und Behandlungsmöglichkeiten vermitteln.“ Grossmann ist aber nicht nur Geschäftsführerin von FMI in Deutschland, sondern hat auch den Aufbau des Labors in Penzberg betreut. Ob sich so ein Labor schnell in Betrieb nehmen lässt? Eigentlich nicht. „Wir hatten aber ein unglaublich starkes Team aus 13 motivierten Kolleginnen und Kollegen. Von der Anschaffung der Geräte über die Etablierung und Validierung der Tests bis hin zum Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems nach ISO 15189 – in 10 Monaten waren wir fertig und bereit für die Analyse der ersten Patientenprobe“, erklärt Grossmann stolz. 

Testung: Unbemerkt aber umso wichtiger

Genau diese Analyse läuft für den Patienten oft unbemerkt im Hintergrund ab: Der betreuende Onkologe entscheidet gemeinsam mit dem Pathologen welche Diagnostik durchgeführt wird. Dabei spielt der Pathologe sowohl für die initiale Beurteilung der Gewebeprobe des Patienten als auch erste weiterführende Tests eine zentrale Rolle.  Um für Patienten eine noch umfangreichere Diagnostik zu gewährleisten, können sich Onkologe und Pathologe für eine Testung bei FMI entscheiden. In Deutschland wird hierfür ein einfacher Überweisungsschein benötigt (Adressat: Molekularpathologie Südbayern), Pathologien aus anderen europäischen Ländern können Patientenproben sogar direkt nach Bayern zu Frau Grossmann ins Labor schicken. Dort angekommen werden sie innerhalb von 10 bis 14 Kalendertagen bearbeitet und analysiert. Diese Schritte, wenngleich so unscheinbar, sind für die Auswahl der passenden Therapie entscheidend. 

Mit umfassender Analyse zur passenden Therapie

„Heute wissen wir, dass sich jeder Tumor aufgrund von bestimmten Veränderungen in der DNA entwickelt hat. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Veränderungen, manche sind typisch für ein bestimmtes Ursprungsgewebe, andere können in jedem Tumortyp auftreten. Je nachdem welche Veränderungen gefunden werden, wird anders therapiert. Daher führen wir bei unseren Tests, mittels der sogenannten Next-Generation-Sequencing (NGS) Technologie, eine umfassende, hoch präzise genetische Charakterisierung durch, damit der Onkologe am Ende die für den Patienten am besten geeigneten Therapie wählen kann“, erklärt die Expertin. Mehr als 320 Gene, die mit der Krebsentstehung oder -progression assoziiert sind, werden dabei gleichzeitig analysiert. Der eigentliche Clou: Um einen guten Überblick über alle möglichen Behandlungsoptionen zu geben, erhält der behandelnde Arzt mit dem Testergebnis die Information der in Frage kommenden Wirkstoffe für die Therapie des Patienten inklusive der laufenden klinischen Studien sowie auch ausführliche Literaturinhalte. Die Diagnostik also nur Mittel zum Zweck? Ja, aber nicht im negativen Sinne. Denn viel wichtiger als die Diagnostik sind die Ergebnisse, die daraus abgeleitet und weiterverwendet werden können. „Die Diagnostik geht der Therapie immer voraus. Und aus diesem Grund sehen wir uns mittlerweile auch als Decision Insight Company“, erklärt Grossmann. „Wir möchten unsere Daten sinnvoll sammeln, sie nutzbar und zugänglich machen. Damit können wir die akademische und industrielle Forschung und Entwicklung von Medikamenten vorantreiben.“ Davon profitiert auch der Einzelne. Schließlich kann innerhalb eines Tumorboards zusammen mit Mitarbeitern von FMI direkt überprüft werden, wie eine Therapie bei einem Patienten mit ähnlichem Tumorprofil angeschlagen hat. „Was für die Entscheidung der am besten geeigneten Behandlung durchaus kritisch ist“, unterstreicht die Direktorin von FMI in Penzberg.

Wissen über neue Krebsdiagnostik fehlt häufig

Doch nicht jeder Patient kann aktuell von diesen Möglichkeiten durch NGS profitieren – denn nur wenige erhalten einen umfassenden Test auf verschiedenste Tumoralterationen. „Jedes Jahr erkranken mehr als 50.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Dabei gibt es ja noch zahlreiche andere Krebsarten. Das spiegelt sich leider nicht in der Anzahl der Proben, die wir zur Analyse erhalten. Kurzum: Viele Patienten werden nicht getestet und die Chance auf die beste Therapie bleibt ihnen verwehrt.“, sagt Grossmann. Aus diesem Grund fordert sie eine verstärkte Aufklärungsarbeit, damit sich die Verfahren auch in der Fläche etablieren. „Beispielsweise spielt die Molekulargenetik bis heute an vielen medizinischen Fakultäten eine untergeordnete Rolle. Das ist unverständlich“, stellt sie fest. 

Personalisierte Medizin: Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft

Unverständlich auch deshalb, weil sich das Feld stetig weiterentwickelt. Bald könnte die Gewebeentnahme bei manchen Patienten durch eine Flüssigbiopsie ersetzt werden. Hierzu wird eine klassische Blutabnahme vorgenommen. „Aufgrund der Lokalisation des Tumors ist es oft nicht einfach, überhaupt Gewebe entnehmen zu können. Hinzukommt, dass es sich dabei auch um einen deutlich aufwändigeren, risikoreicheren Eingriff handelt.“, erläutert Grossmann. Gleichzeitig bietet die Flüssigbiopsie die Chance, die molekulare Entwicklung des Tumors auf lange Zeit zu überwachen, indem in regelmäßigen Abständen Blutanalysen durchgeführt werden. Die Behandlung könnte damit noch personalisierter und die Wirksamkeit engmaschig überprüft werden. „Die Transformation der Krebstherapie hat gerade erst begonnen. Hier im Labor von FMI sind wir in jedem Fall hautnah dabei.“, schließt sie. 

Weitere Informationen zu FMI finden Sie . Virtuell das Labor erkunden? Auch das ist möglich. gelangen Sie zur Laborführung.

Über FMI: 

Die Foundation Medicine GmbH ist das deutsche Tochterunternehmen der US-amerikanischen Firma Foundation Medicine Inc. und wurde 2016 gegründet. Seit 2017 werden im Labor in Penzberg umfassende Tumorprofilings durchgeführt. Seit 2018 ist Foundation Medicine fester Bestandteil von Roche. 

Über Dr. Vera Grossmann: 

Vera Grossmann wurde im März 2019 zur Geschäftsführerin der Foundation Medicine Niederlassung in Penzberg ernannt. Seit ihrem Eintritt in das Unternehmen im Januar 2017 als Labordirektorin, hat Vera Grossmann und ihr Team die Laborentwicklung der FMI-Dienstleistungen in Europa und Asien vorangetrieben. Bevor sie zu FMI kam, sammelte sie beträchtliche Erfahrungen in verschiedenen akkreditierten genomischen Krebszentren. Ihren Doktortitel erwarb sie an der Universität Innsbruck, Österreich, und zusätzlich einen MBA in Health Care Management an der Munich Business School, Deutschland.

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