• Die digitale Transformation ist notwendig, um den sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen in der Gesundheitsbranche gerecht zu werden.

  • Die globale Pandemie war ein Katalysator für die Gesundheitssysteme, ihre Geschäftsprozesse auf Laborebene zu verbessern, insbesondere in Hinblick auf künstliche Intelligenz.

  • Damit die digitale Transformation erfolgreich sein kann, muss auch die Organisationskultur grundlegend verändert werden.

Labore spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der steigenden Anforderungen der Gesundheitssysteme weltweit, die seit der Pandemie nur noch weiter gestiegen sind. Digitale Transformation in Laboren ist eine Lösung,  um den Druck zu verringern und Gesundheitsdienstleister bei der Bereitstellung qualitativ hochwertiger Patientenversorgung zu unterstützen.

Heute erfahren wir mehr von Enstoa, einem innovativen Marktführer im Bereich digitale Transformation und Laborinnovation.

Frage: Warum ist die digitale Transformation im Gesundheitswesen, insbesondere in Laboren, eine Notwendigkeit, um den steigenden Anforderungen des Gesundheitssystems gerecht zu werden?

Lennart: Warum wir die digitale Transformation brauchen? Wir leben jetzt in einer komplexeren Welt. Wir haben mehr Dinge zu verfolgen und unsere Systeme sind komplexer.

Wir verwalten digitale Tools, aber ohne digitale Managementmethoden ist es unmöglich, diese Systeme zu pflegen und zu verwalten.

Aus Sicht des Facility-Managements haben sich die Aufgaben verschoben. Mitarbeitende wechseln häufiger ihre Positionen, daher ist es wichtig, Daten digital, anstatt nur in den Köpfen der Menschen zu speichern. Gesundheitssysteme wurden konsolidiert, wodurch es mehr zu verwalten gibt – eine Herausforderung, die ohne Digitalisierung, Standardisierung und ähnliche Ansätze nur schwer zu bewältigen ist.

Auch die Geschwindigkeit des Wandels nimmt zu. Im Moment arbeiten wir an einer 2 Millionen Quadratmeter großen Anlage, und es laufen dort Renovierungen ohne Unterbrechung. Digitale Tools können unter anderem dazu beitragen, die Aktualisierung von Daten zu beschleunigen, sodass die Anlage effizienter und effektiver betrieben werden kann.

Frage: Was können Laborleiter aus Sicht von Enstoa tun, um die Effizienz und Produktivität zu steigern?

John: Laborleiter können in ihren Laboren durch folgende Maßnahmen ihre Effizienz und Produktivität steigern.

1. Prozess-Mapping. Durch das Mapping Ihrer Geschäftsprozesse können Sie zunächst potenzielle Lücken oder Überschneidungen in bestehenden Kompetenzbereichen identifizieren. Dies sollten Laborleiter zuerst tun, bevor sie digitale Tools implementieren, damit sie im Voraus die Funktionen identifizieren können, die die Organisation für maximale Effizienz braucht.

2. Digitale Arbeitsabläufe. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Informationen korrekt und aktuell sind. Ebenso wichtig ist jedoch die Art und Weise, wie die Informationen übermittelt werden. Laborleiter müssen sicherstellen, dass es einen integrativen Informationsfluss zwischen den Systemen gibt – sowohl alten als auch neuen Systemen.

3. Iterativer Ansatz. Als die Pandemie ausbrach, waren Labore, die agil und nicht nach dem Wasserfallprinzip arbeiteten, besser in der Lage, sich schnell an die sich dringend ändernden Anforderungen ihrer Patienten anzupassen. Die führenden Unternehmen der Gesundheitsbranche von heute haben damals einen flexiblen und iterativen Ansatz gewählt, um ihren Patienten während der Pandemie einen Mehrwert zu bieten und Veränderungen schneller umzusetzen

Frage: Sie sind im digitalen Gesundheitswesen auf dem neuesten Stand – welche Trends und Innovationen zeichnen sich ab?

Lennart: Die größte Veränderung besteht drint, dass Einrichtungen flexibler und dynamischer werden müssen. Die Informationen, die ein Patient hat, und wie diese in die Datenstruktur des Gesundheitsdienstleisters passen, sind entscheidend.  In diesem Bereich gibt es viele Innovationen. Anlagen-, Bau- und Gebäudetechnologien werden auch im Gesundheitsbereich zunehmend eingesetzt. So entstehen beispielsweise neue Smart-Building-Technologien mit Sensoren, die in Echtzeit Nutzer- und Umwelt-Feedback zur Leistung der Anlage liefern.

John: Im Gesundheitsbereich passiert gerade viel. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich der technologische Wandel beschleunigt. Denken Sie an die S-Kurve der technologischen Innovation: Wenn neue Produkte eingeführt werden, dauert es seine Zeit, bis sie angenommen werden. Sobald sie jedoch an Zugkraft gewinnen, wird ihre Einführung beschleunigt, bis die Technologie einen Höhepunkt funktionaler und Marktsättigung erreicht. Dann wird ein neues Produkt eingeführt und die Kurve beginnt von vorne.

Es gibt aktuell eine Menge großartiger Technologieprodukte auf dem Markt, aber sie alle konzentrieren sich sehr unterschiedlich auf eine einzelne Lösung des größeren Problems. Verschiedene Unternehmen, darunter auch kleine Firmen, die ihre eigenen Lösungen entwickeln, machen ebenfalls völlig andere Dinge. Ich denke, der nächste große Sprung in der Gesundheitstechnologie könnte eine Art „technologische funktionelle Fusion“ sein, die bestehende, unterschiedliche Produkte und Lösungen zu einer einzigen Anlaufstelle für die digitale Transformation des Gesundheitswesens macht. Die Herausforderung besteht darin, dass funktionsübergreifende Effizienzsteigerungen bei bestehenden Technologieprodukten nur möglich sind, wenn es einen Standarddatensatz gibt – eine Art und Weise, die die verschiedenen Möglichkeiten, wie Gesundheitseinrichtungen ihre Vermögenswerte identifizieren, aufeinander abstimmt. Das könnte eine Anlagenhierarchie oder Anlagenstrukturierung sein.

Viele Innovationen kommen aus Saudi-Arabien. Dort werden neue Megastädte mit vollständig technologischer Basis gebaut. Um diese Skala zu erreichen, müssen Sie End-to-End-integrierte Produkte haben, die miteinander kommunizieren. Sie können hier nicht ein paar kleinere Produkte einsetzen, die hier und da etwas tun, und denken, Sie werden sie alle während des Aufbau- oder Übergabeprozesses zusammenbringen. Ein Hauptproblem bei der digitalen Transformation ist die Übergabe von der Bauphase an den Betrieb. Hier passiert eine Menge funktionaler Technologie-Nacharbeit.

Lennart: Es ist einfacher, wenn man alles von Grund auf aufbaut und nicht über alte Systeme nachdenken muss oder darüber, wie man Dinge bislang gemacht hat. Nicht nur aus organisatorischer Sicht, sondern auch aus Sicht der Personalabteilung, wo man sich beispielsweise an bestimmte Abläufe gewöhnt hat. Es ist schwieriger, eine bestehende Organisation zu ändern, aber es ist möglich, und hier ist ein Fahrplan wichtig.

John: Auch die Systemoptimierung hilft dem Prozess. Es ist wichtig, dass alle Technologien mit Single-Sign-On genutzt werden, um die nahtlose Interaktion mit Daten und Systemen zu ermöglichen. Es wäre ein Fortschritt, wenn ein Unternehmen alles unter ein Dach bringen könnt. Das wäre auch ein wichtiger Vorteil für die Menschen, die die Arbeit erledigen.

Ein weiterer Innovationsbereich ist das organisatorische Änderungsmanagement (Organizational Change Management, OCM). Wir haben all diese unterschiedlichen Systeme und Produkte, die verschiedene Menschen miteinander verbinden. Es läuft also funktionsübergreifend. Wir sind nicht länger isoliert, aber jeder hat seine eigene Kultur, die über die Jahre entwickelt wurde. Wir stoßen also auf Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, unterschiedlichen Fähigkeiten, Kenntnissen und Auffassungen davon, wie Technologie funktionieren soll – und gleichzeitig erwarten wir von ihnen, dass sie als Team zusammenarbeiten und digitale Informationen nahtlos austauschen.

Standardisierte Daten werden dazu beitragen, dass Mitarbeitende über verschiedene Plattformen hinweg effizient und effektiv zusammenarbeiten können. Wenn die Herausforderung von Kultur und Technologie unter einem Dach gelöst werden kann, erhöht das die Effizienz und spart Kosten

Frage: Wie können Unternehmen dazu beitragen, den kulturellen Wandel voranzutreiben, um die für die digitale Transformation erforderlichen technologischen Fortschritte umzusetzen?

John: Ich habe gesehen, dass Unternehmen Technologie als Mittel nutzen, um einen kulturellen Wandel voranzutreiben. Ein Unternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten, implementiert zum Beispiel ein neues Technologieprodukt. Das Ganze ist eine mehrjährige Transformation. Das Unternehmen plant, Compliance durchzusetzen und einen Wandel der Unternehmenskultur zu bewirken, indem von allen gefordert wird, diese Technologie zu verwenden. Das führt wiederum dazu, dass alle dieselbe Sprache, dieselben Datenpunkte und dieselbe Datenstruktur verwenden.

Es gibt eine OCM-Komponente im Rahmen dieses Engagements, aber der Kunde hat sich bewusst dafür entschieden, weil er den Eindruck hat, dass die Technologie den Wandel der Unternehmenskultur ermöglichen kann, ohne dass zu viel OCM-Arbeit geleistet werden muss. Das kann erfolgreich sein oder auch nicht.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass alle Mitarbeitenden auf demselben hohen Kompetenzniveau arbeiten, das bei früheren Systemen üblich war. Es gibt einige neue, effektive und moderne Projektmanagement- und Asset-Informationssysteme, die Organisationen eine integrierte Unternehmensplattform zu fairen Kosten und ein schnelles und effektives Ressourcenmanagementsystem bieten können. Manchmal ist es der richtige Weg, einfach nur die vorhandene Systemplattform auf die besten und intelligentesten Systeme zu aktualisieren.

Frage: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ist für die digitale Transformation entscheidend. Welche Erkenntnisse über die erfolgreiche Umsetzung können Sie mit uns teilen?

Lennart: Wir haben herausgefunden, dass wir durch den Einsatz der neuesten Reality-Capture-Technologie in Verbindung mit Umgebungssensoren schnell ein umfassendes Geodaten-Basismodell erstellen und dann KI anwenden können, um Dinge wie Beschilderung, Assets und vor allem die Beziehungen zu identifizieren. Dies schafft einen einfach zu bedienenden digitalen Zwilling, der zum Kanal für alle Daten in Bezug auf Betrieb, Planung, Gestaltung und Konstruktion wird. Die Standards werden eingehalten, damit keine privaten Informationen angezeigt werden. Das ist ein Beispiel, aber im Bereich der KI-Anwendungen gibt es hier so gut wie keine Grenzen.

Für den erfolgreichen Einsatz von KI ist es entscheidend, sehr große Datenmengen zu nutzen. Wenn Sie diese Daten nicht haben, können Sie keine KI anwenden und umgekehrt. Je mehr Daten Sie haben, desto mehr Anwendungsfälle gibt es für KI. Durch Standardisierung und Digitalisierung können Sie davon profitieren.

John: Es braucht enorme Datenmengen, damit Organisationen von KI profitieren können. Vor fünf Jahren gab es diese riesigen Datenmengen und sämtliche Daten wurden erfasst, aber niemand wusste, was man damit anfangen sollte. Diese Daten beanspruchten große Mengen an Speicherplatz auf allen Servern. Mittlerweile erkennen die Menschen, dass man die Daten standardisieren muss, um die Vorteile von KI voll ausschöpfen zu können – es geht darum, "Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen" und zu kombinieren, damit Datensätze aus unterschiedlichen Quellen nahtlos zusammenarbeiten. Andernfalls hat man lediglich ein Speicherproblem.

Frage: Welche drei Ratschläge würden Sie den Laborleitungs- und Managementteams geben, wenn sie der Branche und dem Wettbewerb einen Schritt voraus bleiben möchten?

1. Visualisieren Sie, was jetzt geschieht, damit Sie verstehen, womit Sie derzeit arbeiten. Analysieren Sie Ihre bestehenden Daten. Legen Sie dann Ihre Ziele fest.

2. Stellen Sie sich Ihre Räume unter Berücksichtigung der Patienten und der Mitarbeitenden neu vor und gestalten Sie sie neu.

3. Planen Sie die Front-End- und Back-End-Erfahrungen jeder Customer Journey.

All dies hilft Ihnen, Ineffizienzen und Zeitverschwendung für Patienten, Techniker/Ärzte und Die Kundenerfahrung steht bei allem, was wir tun, im Mittelpunkt. Nehmen wir zum Beispiel ein Kinderkrankenhaus, dessen Ziel es ist, einen sicheren und sorgenfreien Ort für die Versorgung von Kindern zu schaffen. Dort gibt es Spielbereiche, bunte, ansprechende Banner, gut sichtbare Schilder und gute Parkmöglichkeiten. Alles, was sich die Besucher wünschen würden. Das Krankenhaus hat darüber nachgedacht, wer seine Kundschaft ist und was sie für eine gute Erfahrung braucht – und das umgesetztdas Management zu reduzieren.

Klinische Labore haben sich traditionell auf die Durchführung und Bereitstellung qualitativ hochwertiger Laboranalysen konzentriert, doch es gibt Verbesserungspotenzial bei der Kundenerfahrung. Ob es darum geht, Patient:innen oder Ärzt:innen verständliche Laborauswertungen bereitzustellen, zusätzliche Tests basierend auf den Ergebnissen oder der Laborgeschichte vorzuschlagen oder die Ergebnisse bequem über eine einfach zugängliche App zu liefern – die Kundenerfahrung in klinischen Laboren muss weiter optimiert werden.

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