Erschienen am {DATE} von {AUTHORS} in den Kategorien {CATEGORIES}

Seit Jahren steigt in Deutschland die Zahl der Prostatakarzinome, die bei ihrer Entdeckung bereits fortgeschritten sind. Fachvertreter:innen der Urologie führen dies auf den Rückgang des PSA-basierten Prostatakrebsscreenings zurück und fordern daher ein strukturiertes, kassenfinanziertes Screening, wie es in anderen Ländern schon eingeführt ist. Andere Akteure lehnen bis dato eine Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen ab, weil der Schaden eines PSA-basierten Screenings dessen Nutzen überwiege – zuletzt im Jahr 2020 der G-BA aufgrund des negativen IQWiG-Votums. Konsens hingegen besteht schon länger in der Einschätzung, dass die rektale Tastuntersuchung als alleinige Screeningmaßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs ungeeignet sei. Dies hat die deutsche PROBASE-Studie von 2023 für jüngere Männer ab 45 Jahren bestätigt.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Artikel das zähe Ringen um die Finanzierung und Implementierung eines effektiven Prostatakrebsscreenings in Deutschland. Er geht auf den kürzlichen Vorstoß zur risikoangepassten Früherkennung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) ein und präsentiert die Stellungnahmen der Fachvertreter:innen der Urologie, der Betroffenen und des IQWiG.

Für Prof. Dr. med. Christian Stief von der Urologischen Klinik der LMU München stellt die Bestimmung des PSA-Wertes und – ganz wichtig – seine adäquate Interpretation aktuell die einfachste und kostengünstigste Option zum Screening des Prostatakarzinoms dar. Er plädiert für ein PSA-Screening ab 45 und bei positiver Familienanamnese ab 40 Jahren.

Wichtig sei, den PSA-Wert als Organmarker zu verstehen und ihn adäquat (also gewichtsadaptiert) und unter Berücksichtigung einer möglichen Prostatitis zu interpretieren. Sei der PSA-Wert adaptiert auf das Prostatavolumen (die sog. PSA-Dichte/Density; PSA-D) auch nach Ausschluss einer Prostatitis zu hoch, werde heute ein multiparametrisches MRT der Prostata durchgeführt und gegebenenfalls mittels perinealer Fusionsbiopsie weiter abgeklärt.

Für Ernst-Günther Carl, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Prostatakrebsselbsthilfe e.V. (BPS), ist der langsam wachsende Prostatakrebs für ein Screening wie geschaffen. Denn entdecke man ihn früh, sei er kurativ therapiebar, was die Überlebensrate und Heilungschancen verbessere und die Lebensqualität erhöhe. Er beklagt die mangelhafte Früherkennung bei Prostatakrebs in Deutschland, wo nur die digital-rektale Untersuchung Kassenleistung sei, weshalb sehr viele Männer die PSA-Testung nicht nutzten. Der BPS unterstütze deshalb den Vorschlag der DGU, nach ausführlicher Aufklärung einen validierten Algorithmus zum risikoadaptieren Screening des Prostatakarzinoms anzuwenden. Dafür spreche auch der Kostenvergleich, ganz abgesehen von den Schmerzen und Lebensumständen eines Patienten im fortgeschrittenen Stadium. Der Algorithmus werde hoffentlich in die S3-Leitlinie integriert. Er ermögliche eine vereinheitlichte Bewertung des PSA-Wertes und erlaube es, bisher nicht erstattete bildgebende Verfahren in das Screening zu integrieren.

Prof. Dr. med. Stefan Sauerland, M. san. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), weist darauf hin, dass sich die Datenlage seit dem IQWiG-Bericht von 2020 weiterentwickelt habe und sich eine baldige Neubewertung des Prostatakrebsscreenings vermutlich lohne. Diskutiert werde dabei ein Screening mittels PSA und MRT, das zunächst pilotiert und evaluiert werden sollte. Wichtig sei eine Screeningstrategie, die insbesondere die oft unnötigen Prostatabiopsien reduziere und sie gezielter mache. Er verweist auf neue randomisierte Studien, die zeigen konnten, dass ein PSA- und MRT-basiertes Screening zu deutlich weniger Überdiagnosen führt. Entscheidend ist für ihn, dass ein modernes Prostatakrebsscreening Überdiagnosen deutlich reduzieren kann ohne relevanten Krebs zu übersehen. Auch weist er auf die hohen Kosten hin, wenn Millionen deutscher Männer zwischen 50 und 65 Jahren am Screening teilnehmen und etwa 18 Prozent mit MRT und Fusionsbiopsie weiter abzuklären sind.

Quelle

https://www.aerzteblatt.de/archiv/238201/Prostatakrebs-Das-zaehe-Ringen-um-ein-Screening, Stand 31.10.2024

Melden Sie sich zum Newsletter an und erhalten Sie direkt die Neuigkeiten aus der Diagnostik in Ihr Postfach.

Links zu Websites Dritter werden im Sinne des Servicegedankens angeboten. Der Herausgeber äußert keine Meinung über den Inhalt von Websites Dritter und lehnt ausdrücklich jegliche Verantwortung für Drittinformationen und deren Verwendung ab.