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Das Institut für Pathologie am Agaplesion-Krankenhaus in Hagen setzt seit 2023 auf digitale Prozesse. Der Geschäftsführer des Institutes, Dr. Markus Ruwe, berichtet im Interview, warum er die Digitalisierung seiner Labore gewagt hat und warum über kurz oder lang keine Pathologie an der Digitalisierung vorbeikommt.

Facharzt für Pathologie, Geschäftsführer des Institutes für Pathologie am Agaplesion Krankenhaus Hagen

Diagnostik im Dialog (DiD): Vor welchen Herausforderungen stehen Pathologien heute?

Ruwe: Eine der größten Herausforderungen sehe ich in der Archivierung der Gewebeschnitte. Diese müssen mindestens 10 Jahre lang aufbewahrt werden. Doch nicht jede Pathologie hat die räumlichen Kapazitäten zur Aufbewahrung der Gewebeschnitte mit dem Risiko, dass diese aufgrund von Platzmangel früher entsorgt werden müssen. Dadurch kommt es zu Herausforderungen hinsichtlich der Rückverfolgbarkeit der Proben. Außerdem bindet die Archivierung der Gewebeschnitte viel zeitliche Kapazitäten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit bzw. der Informationsaustausch mit anderen Standorten wird erschwert, da die Schnitte manuell aus dem Archiv herausgesucht werden müssen.

DiD: Welche Vorteile hat die digitale Pathologie aus Ihrer Sicht?

Ruwe: Der größte Vorteil für mich ist die Etablierung von externen Standorten, auch als externen Schnellschnittplatz, so wie wir ihn gerade in Lippstadt etablieren. Hier bin ich auf eine gut digitalisierte Pathologie angewiesen. Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Wir benötigen eine erfahrene Einschätzung, doch die eigene Pathologin bzw. der eigene Pathologe ist gerade im Urlaub. Da wir unsere Pathologie digitalisiert haben, sind wir in der Lage, eine erfahrene Kollegin oder einen erfahrenen Kollegen anzurufen, der sich kurz an seinen Laptop setzt und uns unterstützt, sozusagen „aus der Ferne“ bei der Befundung hilft. Die Flexibilität, die sich aus der Digitalisierung ergibt, verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil. Wenn wir an mehreren Standorten etabliert und digital vernetzt sind, können wir besser neue Einsender:innen gewinnen. Wir müssen als Unternehmen zukunftsfähig bleiben. Die Digitalisierung unserer Prozesse ist dafür essenziell.

Die Digitale Pathologie hat auch zahlreiche rein praktische Vorteile. Die drei wichtigsten sind aus meiner Sicht: 1. die platzsparende Möglichkeit zur Archivierung der Schnitte, 2. die genauere und weniger fehleranfällige Befundung und 3. die Rückverfolgbarkeit der Befunde.

DiD: Sehen Sie auch Nachteile beim Umstieg auf digitale Arbeitsabläufe?

Ruwe: Es kostet natürlich viel Zeit, bis man den Prozess so weit umgestellt hat, dass man ihn in der Routine einsetzen kann. Ein weiterer Nachteil ist aus meiner Sicht, dass die verfügbaren Scanner im Moment noch langsam sind. Man braucht deshalb mehrere Scanner, um den bisherigen Durchsatz halten zu können. Dabei handelt es sich aber nur um ein temporäres Problem, denn das ist eine Frage des Speicherplatzes und der Geschwindigkeit und wird sich in Zukunft ändern.

DiD: Warum haben Sie sich für die Lösungen von Roche entschieden?

Ruwe: Ich habe mit Roche über Jahrzehnte hinweg gute Erfahrungen gemacht und empfinde Roche als zuverlässigen Partner. Die Zusammenarbeit mit meinen Ansprechpartnern läuft problemlos. Technisch sehe ich die Systeme von Roche als federführend und bin absolut überzeugt davon. Es geht mir um das Ergebnis und das ist effizient, nachhaltig, wirksam und gut. Es gibt keinen Grund, ein Winning-Team zu ändern.

DiD: Was hat sich nach der Einführung von navify® Digital Pathology für Sie verändert?

Ruwe: Unsere Arbeitsweise ist nach der Digitalisierung effektiver, genauer und nachhaltiger geworden. Wir können nun auch Fernbefundungen durchführen, wodurch wir deutlich flexibler und effizienter geworden sind. Workflows werden künftig schneller durchlaufen, Fehler werden reduziert. Und wenn doch einmal einer auftritt, wird er besser nachverfolgbar sein als früher. Der Ki-67-Bildanalyse-Algorithmus von Roche ist für mich ein wertvolles Werkzeug, das mich bei der Diagnose und Therapieempfehlung von Patientinnen mit Mammakarzinom unterstützt. Mit Hilfe des Algorithmus kann ich präzisere und zuverlässigere Befunde erstellen und beruhigter eine Therapieempfehlung geben.

DiD: Welche Tipps und Ratschläge können Sie anderen Pathologien mit Blick auf die Digitalisierung ihrer Prozesse geben?

Ruwe: Aus unternehmerischer Perspektive ist natürlich eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse wichtig, um herauszufinden, ob sich der Schritt in die Digitalisierung lohnt. Neben finanziellen Erwägungen sollten aber auch andere Aspekte wie die breiteren technischen Möglichkeiten, die modernere Ausstattung und die damit verbundene bessere Wettbewerbsfähigkeit bzw. ein besseres Ansehen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Instituten mit einer Zytologie und großen Zentren als Einsender, die täglich und effizient Rezeptoruntersuchungen durchführen müssen, kann ich die digitale Pathologie nur ans Herz legen.

In vielleicht 20 Jahren wird sich die digitale Pathologie für jeden lohnen und das analoge Mikroskop wird nicht mehr benötigt. Die verbreiteten Bedenken, dass die Bildqualität der Scanner schlechter sein könnte als das Mikroskop, habe ich nicht. Mit einem normalen Scan können alle Diagnosen gestellt werden.

DiD: Wie sieht aus Ihrer Sicht die Pathologie der Zukunft aus?

Ruwe: Auf lange Sicht wird keine Pathologie an dem Schritt der Digitalisierung vorbeikommen. Das analoge Mikroskopieren wird aussterben. Es werden sich große Zentren etablieren mit einer Zentrale, die personell unter anderem mit einer Ärztin oder einem Arzt ausgestattet sind. Dort werden die Präparate zugeschnitten. In der Peripherie werden sich Diagnostiker:innen befinden, die übers ganze Land hinweg digital befunden.

Auch die Diagnosen werden sich weiter automatisieren. Immer häufiger wird KI mit Hilfe von Algorithmen Karzinome diagnostizieren können, so dass Expert:innen nur noch in besonderen Fällen in die Befundung einbezogen werden.

DiD: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Ruwe!

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